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Von Scherben, Goldlack und Gottes Liebe

28. 05. 2024

Am Pfingstsonntag, den 19. Mai 2024, feierten wir in der Bergholzer Kirche nicht nur die Aussendung des Heiligen Geistes, sondern auch die Konfirmation von acht jungen Menschen, die "JA" gesagt haben zu Gott und zum christlichen Glauben. Mitgebracht hatten Sie nicht nur ihre Konfirmationssprüche, sondern auch aus Scherben mit buntem Leim zusammengesetzte Tontöpfchen, in denen Saatgut aufgegangen war und sich zarte grüne Triebe zeigten. Pfarrer Christoph Knack erklärte in seiner Predigt, was es damit auf sich hatte. Lesen Sie gern hier nach über Scherben, Goldlack und Gottes Liebe!

 

Ansprache zur Konfirmation in der Bergholzer Kirche, Pfingsten 2024   

 

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, 

 

nachher, wenn ihr als Konfirmierte aus der Kirche kommt, dann seid ihr möglicherweise einen halben Centimeter gewachsen! Vielleicht ist das gar nicht wirklich mit Maßband messbar, aber ihr seid bestimmt innerlich gewachsen: Ihr habt einen wichtigen Schritt getan auf eurem Weg. 

Viel ist gewachsen in den letzten eineinhalb Jahren, in euerer Konfi-Zeit.

 

Ich finde Gemeinschaft ist zwischen euch gewachsen, Vertrauen

untereinander und – so glaube ich, auch Gottvertrauen ist gewachsen. 

Denn Glaube, Vertrauen ist nicht etwas, was man besitzt, es ist etwas, das wachsen kann und muss. Es ist mal spürbarer und mal nicht so – dieses Vertrauen: Dieses Vertrauen, das Euch das Gefühl gibt:  Ich bin nicht allein und egal was passiert, da ist Gottes Gegenwart, die alles umfängt. 

 

Ihr habt Blumentöpfe gebastelt und gefüllt und Samen gesät und es ist etwas gewachsen. 


Ihr wisst ja, wie sie entstanden sind; aber unseren Konfirmationsgästen in der Kirche muss ich nochmal ein wenig erzählen wie das war: 


Erstmal durftet ihr die Töpfe kaputt schlagen. Fallen lassen, mit Kraft oder vorsichtig, aber jedenfalls mal krachen lassen. Ja, ihr wisst, dass im Leben manchmal etwas in die Brüche geht und dass in unserer Welt vieles einfach kaputtgeht oder gar in Bosheit kaputtgeschlagen wird. 

 

Auch ein Leben mit Gottvertrauen ist kein einfacheres Leben, in dem nichts schief geht. 

Es gibt so manchen Scherbenhaufen, vor dem wir auch mal stehen. 

Aber ihr seid nicht vor dem Scherbenhaufen stehen geblieben oder resigniert davongelaufen, ihr habt mit farbigem Leim und mit gegenseitiger Hilfe die Scherben wieder zusammengeklebt. 

Das ist eine japanische Technik, da wird das mit Porzellan und Goldlack gemacht, wir haben das mit Blumentöpfen und gefärbtem Leim etwas nachgemacht. Und mehr noch: 

Ihr habt mit Euren Konfirmationssprüchen oder einem anderen guten Bibelwort die Töpfe beschriftet.

 

So sind ganz einmalige Töpfe entstanden. 

Dieser farbige Leim, der steht – so glaube ich, für diese Kraft Gottes aus Scherben wieder etwas Schönes entstehen zu lassen. 

 

Oft wissen wir nicht, dass diese Kraft da ist. Sie ist einfach nicht zu spüren. Ich erinnere mich an Situationen, in denen es mir sehr schlecht ging und da hätte ich nicht geglaubt, dass da noch etwas Gutes daraus wächst. Aber gerade im Rückblick auf solche Situationen kann ich jetzt sagen: Ich habe viel gelernt über mich und auch über Gott und wie aus Narben, Brüchen oder Scherben, etwas gutes Neues werden kann. 

 

Für Gott sind wir nicht schön, weil wir gut leben oder alles richtig machen. 
Für Gott sind wir schön, weil Gott uns liebt mit Narben und Rissen und Scheitern. 

 

Gottes Gnade, seine Liebe ist der Goldlack, der auch da, wo wir es nicht sehen und nicht glauben, aus Scherben etwas Neues entstehen lässt. 

 

Ja, und in diese mit Eurer Geduld, mit Teamarbeit und mit Gottes Gnade neu entstanden Töpfe, habt ihr Erde gefüllt und Samen ausgesät – 

und es ist etwas gewachsen. 

 

Ich weiß nicht, wie das für jede und jeden einzelnen von Euch war während der Konfi-Zeit: wenn wir über Gott und die Welt gesprochen haben, wenn wir auf das Konfiwochenende gefahren sind und ihr bis spät in den Abend hinein Werwolf spielen wolltet, wenn ihr Gottesdienst mitgefeiert habt, wenn ihr mit vielen Jugendlichen in Potsdam beim Jugendkreuzweg von Kirche zu Kirche gelaufen seid, wenn ihr eure Rollen für das Krippenspiel geübt habt – ich weiß nicht, wie das für Euch war in dieser Zeit, ob Euer Gefühl: Ja, ich will konfirmiert werden und Ja, ich glaube, dass Gott etwas mit meinem Leben zu tun hat – ob das das da gleichmäßig gewachsen ist oder ob es mal stärker und mal schwächer war. 

 

Unsere Beziehung zu Gott und zum Glauben ist immer in Bewegung und Veränderung. 

 

Heute jedenfalls sagt ihr mit Eurer Konfirmation: Ja, es ist etwas gewachsen. Etwas Gutes. Und es soll weiter wachsen. 

 

Konfirmation ist nicht nur der Abschluss einer wichtigen Zeit sondern auch ein Neubeginn: Jetzt seid ihr erwachsene Mitglieder der Gemeinde Jesu. 

Ihr habt viel gelernt und ihr könnt weiter Eure Fragen stellen. 
Ihr könnt Euch einbringen und sagen, was Euch wichtig ist. 

 

Es lohnt sich dranzubleiben. Vielleicht erntet ihr die Kresse hier heute ab und streut sie auf den Salat, den es möglicherweise noch zum Essen gibt bei Eurer Feier. 
Dann pflanzt was Neues, vielleicht etwas Blühendes in Eure Töpfe und schaut, was weiter wachsen kann. Mal verdorrt auch etwas, macht nichts, dranbleiben… 

 

Ich glaube, Gott hat viel mit Euch vor. Und zwar nicht, weil Gott dafür da ist Euch von Erfolg zu Erfolg zu führen. Nein, Gott erspart uns keine Scherben. Warum das so ist, wissen wir oft auch nicht.   

 

Aber das Große, dass Gott mit jedem Menschen vorhat ist: 

Du kannst ein Mensch sein, der liebt und vertraut, ein Mensch, der für andere einen Unterschied macht. 

Du musst nicht in der Zeitung stehen um wichtig zu sein.   

Du bist wichtig, weil Gott in dich Samenkörner gelegt hat, aus denen buntes Leben wachsen kann. 

 

Nicht jedes Samenkorn, dass Gott auf unseren Lebensweg streut, geht auf und bringt Frucht. 

Das haben wir gehört – manches geht nicht auf. 

Wer will, dass alles im Leben aufgeht, wer alles richtig machen will, der wird nicht glücklich, sondern krank. 

Aber manche kleine Körner fallen tief in uns hinein und ohne, dass wir es gleich merken, wächst etwas Gutes in uns: 

Vertrauen, Liebe, Zuversicht, gute Ideen, Mut, Hoffnung – etwas, was Du und die Welt gerade brauchen. 

„Gottes Reich“ nennt Jesus das. 

Die Welt, in der aus Scherben neue Blumentöpfe entstehen. 

Die Welt, in der ihr – hier drin – weiter wachsen könnt zu den wunderbaren Menschen, die Gott in Euch sieht. 

 

Ich bleibe dabei: Nachher seid ihr mindestens ein paar Millimeter gewachsen. Gott sei Dank dafür! 

AMEN 

 

 

Bild zur Meldung: © Christoph Knack